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Die unglaubliche Reise der Pflanzen

Autor

Stefano Mancuso

 

„Wir wissen also kaum etwas über Pflanzen und oftmals ist das Wenige, das wir zu wissen glauben, auch noch falsch. Wir denken, sie könnten ihre Umgebung nicht wahrnehmen, in Wirklichkeit sind sie empfindlicher als Tiere.“ (S. 9) Einleitung

 

In sechs Kapiteln widmet sich der italienische Botaniker Stefano Mancuso 16 Pflanzen-Porträts, die mit geheimnisvollen Titeln wie „Pioniere, Kämpfer und Heimkehrer, Flüchtlinge und Eroberer, Mutige Kapitäne, Zeitreisende, Einsiedler, Der Baum des Lebens in Bahrain,

Anachronisten.“

 

In kleinen Geschichten und Anekdoten berichtet der Autor, dass Pflanzen Erstaunliches leisten können.

 

Pflanzen, die Katastrophen überlebten, wie die Bäume, die der Atombombe von Hiroshima ausgesetzt waren. Pflanzen, die nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl sich trotz der Radioaktivität, ihren Lebensraum in der dieser feindlichen Umgebung zurückeroberten.

 

„Anscheinend ist der Mensch noch um einiges tödlicher für Pflanzen als radioaktive Strahlung. Durch sein Fernbleiben wurde ungewollt ein riesiges Naturschutzgebiet geschaffen.“ (S.22/23)

 

Beispielsweise überwindet das Leimkraut Zeitgrenzen. Der Samen dieser Pflanze wurde, nachdem sie 39000 Jahre im Permafrostboden Ostsibiriens überdauert hatte, wiederbelebt.

 

Pflanzen, die als einzige Überlebende ihrer Art die Zeiten überdauerten, wie die Samen einer Dattelpalme aus der antiken Festung Masada. Archäologen fanden im Jahr 1965 in einem Tontopf Samen, der dann in einem Labor im Jahre 2005 wieder zum Keimen gebracht wurde. 

 

Pflanzen nutzen zum Anlocken und Bestäuben auch Tricks um extreme Trockenheit oder bittere Kälte zu überstehen. Der Sandbüchsenbaum, eine tropische Art, die auch Dynamitbaum genannt wird schleudert seine Samen, nachdem die reife Frucht des Baumes explodiert ist, mit 250 km/h über 40 Meter weit!

 

Der Leser erfährt von Pflanzen, die sich auf Tiere als Transporter verlassen. Arten, die aus botanischen Gärten sich weiterverbreiteten, wie die stark wuchernde Wasserhyazinthe. Von der Avocado, die in letzter Minute gerettet wurde und heute in Gefahr ist kernlos zu werden.

 

„Beraubt man eine Pflanze jedoch die Möglichkeit, ihre eigenen Samen zu produzieren, degradiert man sie von einem Lebewesen zum bloßen Produktionsmittel in den Händen der Lebensmittelindustrie., die alleine darüber entscheidet, welches Individuum sich wann, wo uns wie vermehrt„ (S. 132)

 

Sprache und Stil

 

Mancuso versteht es in Anekdoten und kleinen Geschichten spannend und humorvoll über Pflanzen, ebenso Kultur und Menschen zu erzählen. Obwohl Pflanzen fest verwurzelt und ortsgebunden sind, haben sie Strategien entwickelt, um in entfernte Regionen vorzudringen, sich anzupassen und auszubreiten. Macuso verwebt seine Pflanzengeschichten mit Menschen oder Orten und erzählt auch von eigenen Erlebnissen. Er berichtet, wie er in Japan in einem Restaurant unerwartet von einem Einheimischen angesprochen wurde, der ihn später zu den Hibaku jumoku führte und ihm zeigte, wie die Japaner diese Pflanzen ehren.

 

„Und weniger als 400 Meter von uns entfernt sah ich den Champion der Hibaku jumoku von Hiroshima, eine Trauerweide (Salix babylonica), die aus ihren erhaltenen Wurzeln wiedererstanden war. „(S. 32)

 

Fazit

„Die unglaubliche Reise der Pflanzen“ überzeugt zusätzlich durch die gelungenen pastelligen, in Aquarell gezeichneten Illustrationen von Grisha Fisher. Inseln und Kontinente sind in Blattform mit botanischen Begriffen beschriftet.

 

Es ist ein Sachbuch der besonderen Art. Pflanzen können erstaunliches leisten auf ihrer Wanderschaft vom Ätna nach Oxford oder vom Amazonasbecken in die ganze Welt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Mira (Dienstag, 01 Dezember 2020 18:59)

    Hallo, liebe Petra,
    eine schöne Rezension zu Mancuso, den ich am Wochenende auch rezensiert habe. Interessant dass Du Zitate gebraucht hast, die auch ich benutzt habe.
    Liebe Grüße, Mira