Autorin
Erika Schellenberger ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und als Landeskoordinatorin ›Literatur und Schule‹ im Büro Kulturelle Bildung des Hessischen Kultusministeriums tätig. Als Vorstandsvorsitzende und Jurymitglied des Literaturvereins »Zwei Raben« organisiert sie Autorenstipendien im ländlichen Raum und kuratiert Literarische Ausstellungen. Sie lebt in Marburg an der Lahn.
Quelle: Verlag ebersbach & simon
Inhalt
Das Verhältnis zwischen Ruth Rilke und ihrem Vater Rainer Maria Rilke ist sehr eng und liebevoll, obwohl sie nicht viel Zeit miteinander verbringen. Rainer Maria Rilke unternimmt viele Reisen, um Inspiration für seine Schreibarbeit zu finden und verbringt oft lange Zeiträume im Ausland. Ruth Rilke wächst in der Obhut ihrer Mutter und ihrer Großeltern auf und hat nicht so viele Gelegenheiten, ihren Vater zu sehen.
Trotzdem haben Vater und Tochter eine enge Verbindung, die sich in ihren Briefen und Gedichten zeigt. Rainer Maria Rilke schreibt oft an seine Tochter und drückt seine Liebe und Zuneigung für sie aus. In einem seiner Briefe schreibt er: "Ich denke an dich in jeder Minute meines Lebens, und ich danke Gott für dich." Ruth Rilke schreibt über ihren Vater, welche besondere Bedeutung er für sie als Schriftsteller und als Mensch hat.
Sprache und Stil
Die Autorin Erika Schellenberger stellt Ruth Rilke mit einer klaren Sprache in das Zentrum des Romans. Sie zeichnet mit ihrer einfühlsamen und oft naturbezogenen Beschreibung eindrucksvoll das Leben von Ruth Rilke und deren Beziehung zu ihrem Vater Rainer Maria Rilke.
In Rückblicken erinnert sich Ruth Rilke. Ruth nennt Rilke "Väterchen", und wenn er Zeit für sie hat, erlebt sie ihn als liebevoll und zugewandt.
„Genau wie verabredet, zwanzig nach zwölf, wartete Väterchen vor dem Schultor auf dem Gehweg der Franz-Josef-Straße 31. Mehr als zwei Stunden Zeit lagen dann vor ihnen.“ (S. 97)
Das Verhältnis zwischen Ruth Rilke und ihrem Vater Rainer Maria Rilke ist sehr eng und liebevoll, obwohl sie nicht viel Zeit miteinander verbringen. In einigen Bereichen haben sie unterschiedliche Ansichten und Herangehensweisen.
Während Rainer Maria Rilke oft als sehr introvertiert und auf seine Kunst fokussiert beschrieben wird, ist Ruth Rilke eher aktiv und engagiert in der Welt um sie herum. Sie setzt sich für soziale Gerechtigkeit und den Schutz der Natur ein und engagiert sich in verschiedenen sozialen Bewegungen.
„Arbeit im Takt gleichmäßiger Tage. Das Uhrwerk Mensch und Natur lief hier draußen rund.“ (S. 59)
Rainer Maria Rilke war bekannt für seine oft abstrakten, spirituellen und existenzialistischen Gedichte und Schriften, während Ruth Rilke eher direkt und emotional in ihren Schriften ist. Sie beschäftigt sich mit politischen und sozialen Themen und betont die Bedeutung von Empathie und Mitgefühl.
Trotz dieser Unterschiede haben Vater und Tochter eine tiefe gegenseitige Bewunderung und Wertschätzung füreinander und teilen eine starke Liebe zur Kunst und zur Natur. Ruth Rilke setzt sich zeitlebens für die Bewahrung des Erbes ihres Vaters ein und trägt maßgeblich dazu bei, seine Werke der Welt zugänglich zu machen.
"Selbstverständlich! Väterchen kommt. Der lässt sich die Hochzeit von 'seiner kleinen großen Ruth' doch nicht entgehen!", hatte sie geantwortet. Aber anstatt sich selbst in den Zug zu setzen, ließ Rainer Maria Rilke eine große Torte nach Fischerhude schicken. Allen Ernstes. (...) "Muss völlig erschöpft gewesen sein, nach der Vollendung der Elegien", murmelte Ruth. Jajaja. Aber die Leute verstanden das nicht, der Vater der Braut blieb aus? (...) "Hielt sich wohl für was Besseres. Unverschämtheit", so redeten sie hinter vorgehaltener Hand.“
(S. 147 f.)
Erika Schellenberger`s Schreibstil zeichnet ein Porträt von Ruth Rilke in einer ansprechenden und fesselnden Erzählweise, das den Leserinnen und Lesern ermöglicht, sich in ihre Geschichte hineinzuziehen. Ihr Text ist geprägt von einer präzisen Beobachtungsgabe und hervorragenden Recherche. Sie setzt Zeitsprünge, Zitate und assoziativen Erinnerungen ein, die den Erzählfluss bereichern und die Biografie untermauern.
Fazit
Ruth Rilke setzt sich nach dem Tod ihres Vaters für die Bewahrung und Verbreitung seines Erbes ein und trug dazu bei, sein Werk für kommende Generationen zu erhalten. Insgesamt war das Verhältnis zwischen Ruth Rilke und Rainer Maria Rilke von tiefer Liebe und gegenseitigem Respekt geprägt.
Wer mehr über Ruth Rilke und ihre Beziehung zu ihrem Vater Rainer Maria Rilke erfahren möchte, wird mit diesem Roman, tiefere Einblicke in das Leben der Familie Rilke bekommen.
„Väterchen und die Frauen. Ruth könnte viele Geschichten erzählen und schüttelt doch lieber den Kopf. Vieles war nur Schau gewesen. Irgendwann würde auch darüber noch jemand ein Buch schreiben!“ (S. 177)
Erika Schellenberger
Alles behalten für immer Ruth Rilke
Ebersbach & Simon; 1. Edition (22. Februar 2023)
Autorin Petra Gleibs, Januar 2023, Buchvorstellung Alles behalten für immer Ruth Rilke, Erika Schellenberger, https://www.lesenueberall.com/alles-behalten-f%C3%BCr-immer-ruth-rilke/
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