Autorin
Louise Penny
„Das Dorf in den roten Wäldern“ ist der Auftakt einer Krimireihe um den sympathischen Chef der Mordkommission Montréals.
Inhalt
„Jane Neal segnete im Frühnebel des Sonntags vor Thanksgiving das Zeitliche.“ (S. 7)
In dem abgelegenen, malerischen Dorf Three Pines mitten in den kanadischen Wäldern kennt jeder jeden, und man kann auf seine Nachbarn zählen. Armand Gamache, der Chef der Mordkommission, wird nach Three Pines gerufen, als die Idylle jäh zerstört wurde. An einem leuchtend klaren Herbsttag wird die Leiche von Jane Neal gefunden, die schon viele Jahrzehnte in Three Pines gewohnt hat. Sie wurde getötet durch den Pfeil einer Armbrust. Was hat es mit diesem Delikt auf sich? War es Absicht? Oder ist es möglicherweise aus Versehen bei der Jagd passiert? Zunächst sieht es wie ein Jagdunfall aus, denn wer hätte einen Grund gehabt, die pensionierte Lehrerin umzubringen? Armand Gamache beginnt mit seiner Suche und erhofft sich vor allem durch die ansässigen Einwohner Einblicke in das Leben von Jane Neal zu bekommen. Hatte sie möglicherweise ein dunkles Geheimnis, welches nicht ans Licht kommen sollte?
Armand Gamache von der Sûreté du Québec nimmt die Ermittlungen auf.
Sprache und Stil
Die Beschreibung der historischen Hintergründe der Gemeinde, die geschichtlichen Aspekte des Mit- und Gegeneinander von französischen und englischen Einflüssen in Kanada werden von der Autorin eingefangen und erzeugen eine authentische Atmosphäre.
„Das ist, dachte Gamache, einer der grundlegenden Unterschiede zwischen englisch- und französischstämmigen Quebecern, die Engländer glauben an die Rechte des Individuums, uns die Franzosen sind davon überzeugt, dass sie die kollektiven Rechte beschützen müssen. Ihre Sprache und ihre Kultur.“ (S. 67)
Die Protagonisten werden auf ihre eigene Art vorgestellt und in die Geschichte eingeführt.
„Es war Jane, außer Atem und lächelnd, ihr von Lachfalten durchzogenen Gesicht gerötet von der kühlen Herbstluft und dem raschzurückgelegten Weg von ihrem Cottage auf der anderen Seite des Dorfangers.“ (S. 10)
Die Dorfbewohner kennen sich untereinander gut, nur selten ziehen neue Bewohner dazu. So bleiben sie hauptsächlich unter sich wie eine eingeschworene Dorfgemeinschaft. Im Dorf gibt es alles, was man braucht von einem Gemischtwarenladen über eine Bäckerei bis zu einem Buchladen. Ein besonderer Treffpunkt der Bewohner, das Bistro, liegt im Herzen von Three Pines, dass wie eine Nachrichtenbörse funktioniert.
„Außerdem erfuhr sie alles zum Überleben Notwendige genau hier, Oliviers Bistro, im Herzen von Three Pines.“ (S..10)
Gamache verbringt mit seinen Kollegen einen Großteil der Zeit dort, um ein Gefühl für die Stimmung und die Bewohner zu erhalten. Verdächtige finden sich schnell, aber die Ermittler ahnen, dass der eigentliche Grund des Mordes in der geheimnisvollen Seele eines Dorfbewohners liegt.
Die Bewohner betrachten das letzte Kunstwerk von Jane Neal, aber erst in ihrem Haus wartet eine wahre Überraschung, bei der die Welt der junge Malerin Clara aus den Fugen gerät. Gemeinsam mit Gamache betrachtete sie die einzelnen Bilder Janes und sehen die Szenerie nunmehr mit anderen Augen. Doch erst Claras geschulter Blick auf Kunst kommt dem Mörder einen Schritt zu nahe.
Der Sprachstil der Autorin ist einfach, enthält Sprachwitz und bildliche Sprache. Es entsteht eine gemütliche, fast entspannte Szenerie. Die liebenswerten Figuren sind mit reichlich Spleens und Marotten versehen.
Der Aufbau der Handlung geschieht gemächlich, ruhig. Die Geschichte wird sehr beschaulich erzählt und der Spannungsbogen wird damit sehr langsam aufgebaut. Selbst die Mordwaffe, Pfeil und Bogen, nimmt einen leisen Raum ein.
Ein neutraler Erzähler gibt Einblick in das Geschehen. Aber auch unterschiedliche Perspektive der Figuren werden aufgezeigt.
Fazit
Dieser Krimi ist spannend und kommt ohne brutale und blutige Szenen aus.
Ein spannender Fall, klassische Ermittlungsarbeit, eine verschworene Dorfgemeinschaft, interessante Charaktere, ein kluger Ermittler. In seichtem Tempo entblättern sich die Hintergründe des Mordes und die Motive nach und nach, und der charmante Gamache besticht durch seine genaue Beobachtungsgabe, seine klugen Schlussfolgerungen und seine Ruhe.
„Das Dorf in den roten Wäldern“ ist ein schöner Cozy-Krimi in einer beschaulichen Atmosphäre des kanadischen Herbstes. Man kann das Rot der Ahornbäume förmlich sehen. Eine Welt, die kurz in Aufregung und Unordnung gerät, doch schlussendlich wieder Ruhe, Frieden, Gerechtigkeit und Wohlbehagen einkehren lässt, wenn der Mord geklärt ist.
„Oben auf dem Hügel hielt Armand Gamache an und stieg aus seinem Wagen. Er sah hinunter auf das Dorf, und ihm wurde warm ums Herz. […] dachte an die guten, freundlichen Bewohner mit all ihren Fehlern, die sich bemühten, ein anständiges Leben zu führen.“ (S. 392)
Mein besonderer Dank für diesen wunderbaren Roman geht an Renate, die ihn mir im Zusammenhang mit kanadischer Literatur empfohlen hat.
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