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Die Welt ohne Fenster

Autor

Barbara Newhall Follett

Jackie Morris

 

    Wie es begann

Am 4. März 1914 wurde Barbara Newhall Follett in einem kleinen Haus in Hanover, New Hampshire geboren. Barbara war ein Wunderkind. Ihre Eltern - der Literaturkritiker Wilson Follett und die Kinderbuchautorin Helen Thomas Follett - hatten ihrer Tochter früh Lesen und Schreiben beigebracht. 

Barbara Newhall Follett ist vier Jahre alt, als sie heimlich aus dem Arbeitszimmer ihres Vaters die Schreibmaschine an sich nimmt und in ihr Zimmer bringt. 

 

„Sie ist jetzt Schriftstellerin.“ (vgl. S. 15) 

 

In sehr kurzer Zeit hatte sie sich das Schreiben auf der Schreibmaschine beigebracht und schrieb Geschichten, Gedichte und Briefe auf ihrer eigenen Maschine. 

Sie hat eine Geschichte im Kopf und beschloss im Alter von acht Jahren ein Buch über diese Geschichte zu schreiben. Es sollte ein Geburtstagsgeschenk für ihre Mutter werden. 

 

„Es war eine Geschichte über ein kleines Kind in der Wildnis. Sie hieß „Die Welt ohne Fenster.“ (S. 16)

 

Kurz nach Fertigstellung der Geschichte brannte das Follett-Haus nieder und das Manuskript ging in Flammen auf. Doch Barbara gab nicht auf, begann die Geschichte aus ihrem Gedächtnis heraus erneut zu schreiben. Sie arbeitete drei weitere Jahre am Text von einem Mädchen, das von zu Hause wegläuft, um im Wald zu leben, mit Tieren als Freunde.

Das Manuskript wurde angenommen und im Januar 1927 veröffentlicht. Es wurde ein großer Erfolg. Der erste Druck von 2500 Exemplaren war schon vor der Veröffentlichung ausverkauft und ein zweiter Druck wurde sofort bestellt.

  

„Diese Seiten zittern einfach vor Schönheit, Glück und Kraft der Wälder, Meere und Berge. Ich kann jedem Leser sicher Freude versprechen. Perfektion."

Zitat von Eleanor Farjeon[1]

 

Auch ihr zweites Buch The Voyager of the Norman D. wurde ein Erfolg. 

 

Doch dann erklärte ihr geliebter Vater, der auch ihr zuverlässiger Lektor gewesen war, dass er seine Familie verlassen würde. Er hatte sich in eine jünger Frau verliebt.“ (S. 23)

 

Barbaras Leben wird härter. Sie arbeitet als Sekretärin, um die Familie zu unterstützen. Doch das Schreiben gibt sie trotzdem nicht auf. 1934 heiratet Barbara und merkt, dass sich ihre Träume in den Zwängen von Arbeit und Häuslichkeit langsam auflösen.

 

„Am 7. Dezember 19139 verließ Barbara Rogers, geb. Newhall Follett, die Wohnung, in der sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Nick lebte.“ (S. 24)

 

Sie nahm nur ein paar Dollar und ein Notizbuch mit Aufzeichnungen mit. Sie hinterließ keinen  Brief. Sie wurde nie wiedergesehen, wie einst Eepersip in ihrem ersten Buch.

 

2.  Ihr erstes Buch

Die Geschichte ist schnell erzählt. Eepersip wohnt mit ihren Eltern Mr. Und Mrs. Eigleen am Fuß des Mount Varcrobis. Sie liebt die Natur über alles. Ihre Eltern erfüllten ihr den Wunsch, einen Garten anzulegen, „der Jahr für Jahr herrliche Blumen hervorbrachte und die Vögel und die Schmetterlinge anlockte.“ (S.33). Doch schon bald reichte ihr dieser wunderbare Garten mit all seinen unterschiedlichen Pflanzen, Bäumen, Vögeln und Schmetterlingen nicht mehr aus. Sie war einsam wie zuvor und beschloss daher, von zu Hause fortzugehen. Heimlich verließ sie ihre zu Hause und machte sich auf den Weg nach Osten.

Ihre Eltern, Freunde und Nachbarn versuchten sie wieder einzufangen. Doch es gelang ihnen nicht. Epersiep entwischte ihnen immer wieder und blieb in der freien Natur. Die Waldtiere wurden ihre Freunde, sie passte sich dem Lebensrhythmus des Waldes an, sie war glücklich. Ihr Ziel, ohne Fenster zu leben, hatte sie erreicht.

Wie hätte Barbara die Geschichte in kurzen Worten zusammengefasst?

In Barbaras words:[2]

It is about a little girl named Eepersip who lived on top of a mountain, Mount Varcrobis, and was so lonely that she went away to lived wild. She talked to the animals, and led a sweet lovely life with themjust the kind of life that I should like to lead. Her parents all tried to catch her, with some friends of theirs, and every time she escaped in some way or other.

 

3.  Sprache und Stil

Eepersieps Geschichte ist in drei Teile unterteilt, die jeweils ihre Stationen auf ihrer Reise durch die Natur darstellen: 

 

   Die Wiese 

   Das Meer 

   Die Berge

 

Der Teil der Wiese ist einerseits die Annäherung an die Natur, aber auch noch der Bezug zur Zivilisation. Ihre Eltern suchen sie, finden Eepersiep auch und können sie trotzdem nicht einfangen. Ihre Flucht aus den Einengungen der Zivilisation und die Freiheit mit der Natur eins zu werden ist stärker als der Weg zurück in ihr Elternhaus. Sie läßt sich tragen wie ein Blatt im Wind ohne Ziel.

Das Meer entdeckt sie für sich mit den „magische[n] Geräusch der Wellen, die gegen die Felsen krachen. Sie rollten tosend herein und brachen sich am Ufer.“(S.97)  Am Meer lernt Eepersiep  Toby kennen, der für kurze Zeit ein treuer Freund und Spielkamerad für sie wird. 

Doch sie verlässt das Meer und bricht ihre letzte Reise in die Berge an. In diesem letzten Kapitel hat sie noch einmal Kontakt zu ihrer Familie über ihre Schwester Fleuriss. Sie versucht ihre Schwester zu überreden mit ihr in die frei Natur zu kommen und dort zu leben. Doch sie muss sehr bald erkennen, dass Fleuriss nicht mit ihr gehen wird. 

 

„Ich ziehe in die herrlichen weißen Berge. Und dann vielleicht wieder ans Meer, Fleuriss - ans Meer.“ (S. 159) 

 

Fleuriss lehnt ab und sagt deutlich, dass sie nicht mitkommen wird. 

 

Eepersiep macht sich alleine auf den Weg zum Gipfel des Berges in ihrem Farnkleid, wie ein Feenkleid gleich, dass zu Eis gefriert, je höher sie den Berg erklimmt.

 

Die Autorin Barbara Newhall Follett, 12 Jahre alt, beschreibt die Natur detailliert und poetisch. Mit einer ausgeprägten Beobachtungsgabe stellt sie den jeweiligen Zustand der Natur wie die unterschiedlichen Jahreszeiten, Meer, Stürme, Schnee, Eis und viele andere Naturgegebenheiten bildlich dar, in einer märchenhaften, friedvollen, verträumten und sanften Atmosphäre. 

 

Jackie Morris[3] ergänzt die Geschichte durch ihr Vorwort und geht auf die Hintergründe der Autorin ein. 

Die Gestaltung des Buches wurde zusätzlich von ihr übernommen. 

Ihre Illustrationen ergänzen das Buch. Die Innenseite ist blau mit goldfarbenen Abbildungen verschiedener Tiere versehen. Das Cover ist weiß gehalten, bedruckt mit goldfarbenen Schmetterlingen.

 

4.  Fazit

„Dies ist eine Geschichte über Anwesenheit und Abwesenheit. Ein Rätsel, eine Fantasie.“ (S. 15)

 

Das Leben der Autorin Barbara Newhall Follett ist faszinierende Geschichte und spiegelt sich sicherlich in ihrer Geschichte „Die Welt ohne Fenster“ wider. Berühmt geworden ist sie als literarisches Wunderkind, als sie mit 12 Jahren „Die Welt ohne Fenster“ veröffentlichte. Der zweite Eckpunkt in ihrem Leben bildet ihr Verschwinden im Jahre 1939 mit gerade Mal 25 Jahren, als sie ihren Mann und die gemeinsame Wohnung verließ. Was hätte sie noch alles geschrieben, wenn sie nicht fortgegangen wäre? 

Die Sprachgewalt und Reife, auf die man in dieser Geschichte trifft, lässt nicht vermuten, dass ein Kind sie geschrieben hat. Es ist eine Hommage an die Natur, an die Ruhe und die Schönheit. Eine Aufforderung, mehr im Einklang der natürlichen Gegebenheiten zu leben.

 

 

  

 

  

[1] Komponistin von „Morning has broken“

https://de.wikipedia.org/wiki/Eleanor_FarjeonEleanor Farjeon, 23.05.2021.

[2] ttps://farksolia.org/about-barbara-follett/, 24.05.2021.

[3] Mehr über Jackie Morris: www.jackiemorris.co.uk.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Mira (Freitag, 09 Juli 2021 07:44)

    Sehr spannend und mutig von Barbara, wie sie aus ihrem Alltag ausreißt, um weiterschreiben zu können. Sehr courageuse ... wenn man bedenkt, wie sehr Alltagsbanalitäten Menschen Zeit und Kraft raubt ... Nicht für jeden möglich auszubrechen, Barbara hat es allerdings als Mensch und Frau möglich gemacht. Tolles Vorbild.

    LG
    Mira