Autorin
Kerstin Holzer, Jahrgang 1967, studierte Politikwissenschaft und lebt in München. Als Journalistin arbeitete sie u.a. für ›Focus‹, die ›Süddeutsche Zeitung‹ und ›Madame‹. Als Buchautorin verfasste sie die SPIEGEL-Bestseller ›Elisabeth Mann Borgese – ein Lebensportrait‹ und gemeinsam mit Léa Linster ›Mein Weg zu den Sternen‹.
Quelle: dtv dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München
Inhalt
Monika Mann war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wurde am 7. Juni 1910 in München als Tochter des Schriftstellers Thomas Mann geboren und starb am 17. März 1992 in Leverkusen.
Sie war als Übersetzerin tätig und übersetzte Werke englischsprachiger Autoren wie William Faulkner, Thornton Wilder und Tennessee Williams ins Deutsche. Zudem schrieb sie selbst mehrere Bücher, darunter autobiografische Werke wie "Mein Vater, der Zauberer" und "Von denen, die überleben".
Monika Mann war auch politisch engagiert und setzte sich für Frieden, Demokratie und Menschenrechte ein.
In ihrer Familie wurde sie nur das „Mönle“ genannt, mit einer „künstlerischen Oberflächenbegabung“. Monika Mann wollte eigentlich Pianistin werden. Zunächst flüchtet die Familie aus dem Nazi-Deutschland nach Sanary-sur-Mer, in Südfrankreich. Sanary-sur-Mer an der Cote d`Sur wird zum Treffpunkt der deutschen Exilliteratur. Emigranten unterschiedlicher Couleur wie Intellektuelle, die Schriftsteller Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Franz Werfel und viele mehr treffen sich an diesem Ort. „Am Ende dieses seltsamen Sommers“ übersiedelt die Familie Thomas und Katja Mann in die Schweiz. Monika entscheidet, alleine in Sanary-sur-Mer zu bleiben. Sie mietet ein „Klavier und eine Hütte“, sie übt und genießt die Zeit. Anfang 1934 geht sie nach Florenz, um dort bei dem Pianisten Luigi Dallapiccola, der die Zwölftontechnik anwendet, Privatstunden zu nehmen. Doch nach zwei Jahren Florenz erkennt sie, dass sie keine Pianisten werden wird.
„Üben, schön und gut, aber zum Beruf des Pianisten gehören eben Engagements. Doch auf Kommando präsentieren - das konnte sie schon als Kind nicht.“ (S. 92)
Sie bleibt für ihre Eltern das untalentierteste, unbegabteste und ungeliebteste Kind.
1939 heiratet Monika Mann in London den ungarischen Kunsthistoriker Jenö Lányi. Sehr zur Freude der Familie. Wenig später die Tragödie: Das Schiff, mit dem sie nach Kanada fliehen wollen, wird von einem deutschen U-Boot torpediert. Jenö ertrinkt vor Monikas Augen.
„[…]wir riefen einander, ich hörte seinen Ruf, dreimal, und dann nichts mehr.“ (S. 109)
Ende Oktober 1940 trifft sie in New York ein und wird dort in ihrem amerikanischen Exil zwölf Jahre verbringen. Sie wird verfolgt von dem Trauma der Schiffskatastrophe, das sie „viele Jahre, Tag und Nacht“ nicht loslässt. Ihr Emigrantenleben in den USA ist nicht einfach. Sie wechselt aufgrund von Differenzen mit ihrer Familie häufig den Wohnsitz.
Im Winter 1954 lässt die sich auf Capri nieder. Der in Rom lebende Freund, Maler und Schriftsteller Rolf Schott hat ihr die Insel empfohlen. Capri ist in den Fünfzigerjahren der Sehnsuchtsort der Deutschen.
Monika Mann schreibt ihrem Münchner Freund Richard Raupach: „«Das ›mondäne Capri‹ ist ein rechtes Kitschspielzeug […] aber den »fast heiligen Charme« seiner landschaftlichen Schönheit feiert sie jeden Tag“. (S. 133)
Sie wohnt in der Villa Monacone in der schon Künstler wie Oskar Kokoschka residierten. Auf Capri in einer gemieteten Wohnung innerhalb der Villa oberhalb des Meeres kommt Monika Mann zur Ruhe. Sie findet in Antonio Spadaro, dessen Familie die Villa gehört, einen Gefährten. Er ist drei Jahre älter als Monika und wohnt unter ihrem Apartment. Antonio Spadaro ist Sohn aus einer einfachen Familie von Maurern und Fischern und wird natürlich von der Familie Mann weder anerkannt noch überhaupt erwähnt. Mit Antonio findet Monika ihr Glück. Er nennt sie liebevoll „Monascella“.
Wenn ihr Glück mit Antonio unbeschwert ist, so werden die Risse in der Familie Mann ihr gegenüber größer. Katja Mann schreibt ein interessantes Buch „Meine ungeschriebenen Memoiren“, das im Herbst 1974 erscheint. Es ist Michaels Idee, der es als „Ouvertüre zum anstehenden Gedenkjahr 1975 zum 100. Geburtstag von Thomas Mann“ (S. 175) herausbrachte. Doch in diesem Erinnerungsbuch kommt Monika nur indirekt vor, nicht einmal ihr Name wird erwähnt.
Sprache und Stil
Kerstin Holzer erzählt von Monika Mann, die nie im Rampenlicht der Familie Mann stand. Auf Capri findet sie Ruhe und ihr großes Glück in Antonio Spadaro. Hier ordnet sie ihr Leben neu, sie beginnt wieder zu Schreiben. Ihr autobiographisches Buch ›Vergangenes und Gegenwärtiges‹ wird ein Erfolg.
Monika Mann trägt einen großen Namen und damit verbunden auch eine große Bürde. Gefühlvoll hat Kerstin Holzer ein Porträt einer starken Frau geschaffen, die durch Wasser ihren Mann verlor und fast selbst umgekommen wäre. Trotzdem findet sie ihr neues Leben wieder am Meer.
Mit akribisch recherchierten Fakten setzt Kerstin Holzer ein dichtes, emotionales und spannendes Mosaik an Informationen und Emotionen zusammen. Sie greift auf bislang unveröffentlichte Briefe, Gespräche mit Zeitzeugen und eine immense Bibliografie zurück. Vor dem Auge des/der Lesers:in entsteht ein facettenreiches Bild von Monika Mann, dessen Focus auf ihr Leben auf Capri liegt.
Ein Epilog, Dank, eine umfangreiche Bibliografie und Bildnachweis runden den Roman ab.
Fazit
Thomas Mann ist einer der wichtigsten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Seine Werke sind vielseitig und bekannt. Doch wie war er als Familienmensch? Inzwischen gibt es nicht nur über ihn, sondern auch über seine Familie umfangreiche Bibliotheken. Bekannt sind die älteren Geschwister Klaus und Erika, die ungemein eloquent, witzig und charmant waren. Die jüngsten Geschwister Elisabeth und Michael zogen alle ihre Aufmerksamkeit auf sich, waren niedlich und aufgeweckt. In der undankbaren Rolle der Mitte, fast unscheinbar, belegten Golo und Monika ihren Platz. Sie konnten mit den anderen nicht Geschwistern nicht mithalten, standen im Abseits, waren still und zurückgezogen. Über alles standen Thomas Mann, der strenge Vater und Katja Mann, die exotische Mutter. Besonders hatte Monika in der Familie die Ablehnung zu spüren bekommen. Kerstin Holzer hat Monika Mann auf ihrer Insel Capri beschrieben und gleichzeitig Einblick in das Familienleben der Manns gegeben. Sie führt den/die Leser:in auf der Spur von Monika und am Ende folgt die Erkenntnis, dass sie eine starke und interessante Frau war, die sogar zum Teil erfolgreicher war mit ihren Büchern als ihre Schwester Erika, mit der sie eine sehr spannungsreiche Beziehung hatte.
„Dies ist die Zeit des gemeinsamen Lebens. Und die Hände, siehst du, sie zittern nicht mehr.“ (S. 192)
Kerstin Holzer
Monascella, Monika Mann und ihr Leben auf Capri
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Ersterscheinung: 16.11.2022
Arbeit zitieren
Autorin Petra Gleibs, Januar 2023, Buchvorstellung Monascella, Monika Mann und ihr Leben auf Capri, Kerstin Holzer
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