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Northanger Abbey

 

Autorin

Jane Austen wird am 16. Dezember 1775 in Steventon (Hampshire, GB) geboren. Sie ist das siebte von insgesamt acht Kindern der Pfarrerfamilie William George Austen und Cassandra Austen (geb. Leigh).

Ihre Familie besitzt eine umfangreiche Bibliothek, und ihr Vater fördert das literarische Interesse seiner Tochter nach Kräften. 

Trotzdem entsprach Jane Austens Erziehung dem damaligen Frauenbild. Im Gegensatz zu ihren Brüdern wird sie und ihre Schwester Cassandra auf ihre traditionelle Rolle als Ehe- und Hausfrau, Mutter und Gastgeberin vorbereitet.

 

Mit zwölf beginnt sie zu schreiben, wenig später entstehen ihre Romane, welche die noch nicht zwanzigjährige Jane um 1795 veröffentlicht:

Sense und Sensibility (Verstand und Gefühl) und Pride and Prejudice (Stolz und Vorurteil).

 

Der Roman Northanger Abbey erscheint erst 1818 posthum. Er soll ursprünglich den Titel „Lady Susan“ erhalten. Jane Austen beginnt mit dem Roman bereits zwischen 1794 und 1805, jedoch überarbeitet sie ihn mehrmals. 1803 beendet sie den Roman „Lady Susan“ und verkauft ihn an den Verlag Crosby & Son. Der Verlag jedoch veröffentlicht den Roman nie. Jane Austen nimmt ihren Roman zurück, ergänzt ihn durch ein Vorwort. Doch erst ihr Bruder Henry gibt den Roman nach ihrem Tod heraus. 

 

Ausschnitt aus Vorbemerkung der Autorin 

 

„Dieser kleine Roman wurde erst im Jahre 1803 beendet und sollte eigentlich sofort veröffentlicht werden. […] Daß ein Verleger etwas des Kaufs für wert erachtet, nicht aber die Veröffentlichung , erscheint mir doch seltsam.“ (S. 5)

 

Jane Austen lebt in einer der ereignisreichsten und turbulentesten Epochen der europäischen Geschichte. In Frankreich findet von 1789 bis 1799 die Französische Revolution statt und von 1799 bis 1815 stürzt durch die Herrschaft Napoleons Europa in Krieg und Chaos. Zwei Jahre nach diesen beiden Großereignissen stirbt Jahren Jane Austen am 18. Juli 1817 mit 41 Jahren.

 

Inhalt 

Die Protagonistin in Jane Austens vorliegenden Roman „Northanger Abbey“ ist Catherine Morland, die Tochter eines Geistlichen. Sie hat acht Geschwister. Ihr Charakter zeichnet sich durch Tugendhaftigkeit aus, der allerdings immer wieder durch unbändige und keineswegs damenhafte, elegante Erscheinung ihre Umwelt erfreut. 

 

„Niemand, der Catherine Morland als Kind gekannt hatte, wäre auf den Gedanken gekommen, daß sie zur Romanheldin bestimmt sei.“ (S. 7)

 

Ihre Heiratsaussichten in der viktorianischen Epoche sind erheblich geschmälert durch ihre einfache Herkunft. Am liebsten liest Catherine Morland und zieht sich gerne in ihre eigene Welt der Bücher zurück. 

Catherine bekommt die Gelegenheit, das Ehepaar Allen nach Bath zu begleiten. In Bath lernt sie bei vielen gesellschaftlichen Veranstaltungen den gebildeten und tugendhaften Henry Tinley kennen. Dort trifft sie ebenso auf die junge Isabella, mit der sie sich schnell anfreundet und bewundert, weil sie scheinbar in jeder Lebenslage weiß, was zu tun ist. 

 

„Es gibt nichts, was ich nicht für diejenigen tun würde, die wirklich meine Freunde sind.“ (S. 53)

 

Henry erzählt Catherine zahlreiche mysteriöse Geschichten von Northanger Abbey, dem Wohnsitz der Familie Tilney. Nach einiger Zeit wird Catherine von Henrys Schwester Eleanor nach Northanger Abbey eingeladen. Überglücklich nimmt sie die Einladung an. 

 

Die Geschichten von Henry erinnern sie an den Roman „Mysteries of Udolpho“. Sie ist der festen Überzeugung, dass sich ein düsteres Familiengeheimnis hinter dem alten Gemäuer von Northanger Abbey verbirgt, dass dort ein Gewaltverbrechen geschehen sei. 

 

Sprache und Stil

Liebe, Heirat und Ehe, die Themen der frühen Romane von Jane Austen, die sie in der Zeit von 1787 bis 1793 verfasst, parodiert sie scharfzüngig und ironisch. „Northanger Abbey“ zeichnet sich insbesondere durch Satire auf Schauerromane der damaligen Zeit aus.

 

Doch gleichzeitig ist er ein Entwicklungsroman und das Thema Liebesgeschichte nimmt auch hier eine Schlüsselrolle ein. Die Beschreibung der Charaktere sind ebenso spitzzüngig wie auch amüsant. Austen zeichnet ein lebendiges, authentisches Sittenbild der englischen Gesellschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Mit Catherine Morland verkörpert Jane Austen ein Frauenbild der damaligen Zeit, das geprägt ist von einer unbedarften, sympathischen Heldin, die mit ihrem Faible zu Schauergeschichten über sich selbst stolpert, wenn die Realität allzu stark von ihrer Fantasie überholt wird. 

Nach der Ankunft in Northanger Abbey ist Catherine zunächst mehr als nur enttäuscht, hat sie sich doch eine dunkle, furchteinflößende Abtei vorgestellt und keinen modernisierten Bau mit einer hochaktuellen Einrichtung, die nach Geld und Geschmack einem Raum Eleganz und Komfort verleihen. 

 

„Die Kostspieligkeit oder Eleganz einer Einrichtung bedeuteten ihr nichts; Möbel, die nach dem fünfzehnten Jahrhundert hergestellt waren, interessierten sie nicht.“ (S. 296)

 

Jane Austen lässt ihre Figuren in spritzigen, ironischen und satirischen Dialogen agieren, ohne dabei respektlos zu werden. Dabei trifft sie auf den Punkt die Gesellschaftskritik mit ihren Widersprüchen und Absurditäten. 

 

Im Laufe des Romans wechselt die Erzählperspektive bisweilen auf eine Metaebene, die Leser und Leserinnen direkt anspricht. In diesen Passagen wird die Leserschaft eingebunden, als ob ein ein persönlicher Kontakt zu den agierenden Personen entsteht. 

 

Den Roman teilt Austen in zwei Episoden. Die Schilderung des Gesellschaftskarussells in Bath am Fluss Avon und im zweiten Teil verlegt sie den Schauplatz um die malerische Abtei Northanger  in Gloucestershire.  

 

Anmerkungen und ein Nachwort von Heinz Pleschinski runden den Roman vom Manesse Verlag , Zürich ab. 

 

Fazit

Ein Klassiker, den man lesen sollte. Bemerkenswert ist die frühe Entstehung der Erzählung, als  Jane Austen gerade mal um die zwanzig Jahre alt ist. Schon in diesem frühen Roman setzt sie sich kritisch mit den Fragen der damaligen Gesellschaft auseinander. Sie verbindet die Geschichte mit dem Schauerroman, welcher sich damals großer Beliebtheit erfreut, nimmt diesen ordentlich auf die Schippe. 

Sie hinterfragt auf ironische, humorvolle, sowie auch scharfsinnige Art und Weise doch immer respektvoll. Auch ihre nachfolgenden Romane, die sie nach „Northanger Abbey“ geschrieben hat, zeigen ihre Weitsicht und Weltoffenheit der damaligen Zeit. 

 

Unbedingt lesenswert auch wenn er nicht der beste Roman von ihr ist, aber voller Satire und man erkennt ein Stück Persönlichkeit von Jane Austen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jane Austen

Northanger Abbey

 

Manesse Verlag Zürich, 2008

 

 

 

 

 

Arbeit zitieren

Autorin Petra Gleibs, Januar 2023, Buchvorstellung Jane Austen Northanger Abbey, https://www.lesenueberall.com/2023/06/28/northanger-abbey/

 

 

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