Eine ganz winzig kleine Weihnachtsgeschichte
Text und Bild: Elisabeth R. Girardier
Wieder war es Herbst geworden, wieder waren die Blätter zu Boden gefallen und hatten dem Geräusch der Strasse seine lärmige Hektik genommen, dann und wann wirbelten die kalten Nordwinde erste vereinzelte Schneeflöckchen ins Dorf.....der Advent stand vor der Tür.
Die kleinen Weihnachtsengel bereiteten sich auf ihre grosse Arbeit vor, doch war es ja noch nicht so weit und so wollten sie vorerst einmal einen Augenschein auf der Erde nehmen. Sie flogen in jede Stadt, in jedes Dorf und was sie sahen verwirrte sie aufs höchste.
Die Leute hasteten schon vor dem
Weihnachtsmonat durch die Strassen, überall glitzerten die Festdekorationen, die Schaufenster überquollen von Dingen aller Art,
überall nur Hetze und keine Spur von Ausspannen und Geniessen.
Zuerst fragten sich die Weihnachtsengel ob sie sich wohl im Datum geirrt hätten und schauten mit grosser Besorgnis im Kalender nach. Aber der zeigte wie immer seit Jahrhunderten die gleichen Monate, die gleichen Tage an. Es war erst November.
So setzten sich die Weihnachtsengel zusammen und beratschlagten, was zu tun wäre, um den Menschen zu helfen. Und das wiederum war gar nicht so einfach:
Der kleinste der Weihnachtsengel hatte die beste Idee:
„Schaut einmal an unser Himmelszelt. Da gibt es Millionen und Millionen von Sternen, viel mehr als es Menschen auf dieser Erde gibt. Die Menschen haben verlernt hinauf zu schauen, sie sehen nur ihre Arbeit, ihren Lohn und was sich damit anstellen liesse. Die meisten wissen nicht mehr, was tun, um noch glücklicher zu sein als sie es schon sind. Was sie aber brauchen ist Weihnachtsstimmung, ein Gefühl der Geborgenheit, ein Gefühl der Liebe zum Nächsten aber auch zu sich selber. Warum schenken wir ihnen nicht ein wenig Weihnachtstimmung zurück, nachdem diese ja scheinbar verloren gegangen ist? „
Und so machten sich die Weihnachtsengel auf, Weihnachtsstimmung zu verschenken. Sie sassen, unbemerkt auf Zinnen und Dächern, auf den Türmen und Bäumen und wenn jemand in grosser Hast vorbeischritt.......schwupp liessen sie ein kleines Sternchen fallen,
das den Vorübereilenden vielleicht nur streifte, vielleicht auf seinem Kragen haften blieb, vielleicht in seinem Haar glitzerte.
Und jedes Mal, wenn so ein Sternchen gelandet war konnten die Weihnachtsengel das gleiche beobachten. Fast wie aus einem Traum erwachend, schauten die Menschen sich um, verdutzt und erfreut, weil so ganz plötzlich der Stress von ihnen abgefallen war, sie ihre Umgebung so ganz anders wahrnahmen.
Plötzlich war nicht mehr die versäumte Zeit beim Einkaufen, das Warten an überfüllten Kassen, das Streiten, die Unstimmigkeiten der Kinder und Erwachsenen, die Sorgen um ein Festessen oder die Wunschliste des Patenkindes was zählte, sondern alle, die von einem kleinen Sternchen berührt wurden, hatten wieder Zeit, Zeit für einander, für sich. Sie spürten, dass ihnen etwas geschehen war, was sie nicht einordnen konnten, was aber ein grosses Glücksgefühl auslöste.
Weihnachtsstimmung! ....Ja, das war es, sie verspürten Weihnachtsstimmung, sie verrichteten ihre täglichen Arbeiten weiterhin gewissenhaft, aber ohne Hast, sie hatten Zeit, einen Spaziergang im Winterwald zu machen, Zeit einen einsamen Menschen zu besuchen, Zeit mit den Kindern zu basteln, ihnen Geschichten zu erzählen, Zeit auch an diejenigen zu denken, die in Not und Bedrängnis lebten.
Die Weihnachtsengel waren zufrieden. Sie hatten es geschafft, aus Hektik Musse, aus Überforderung fröhliches Schaffen zu zaubern. Sie zogen weiter, immer mit der Zeit.
Zurück blieben die kleinen Sternchen, ...... die nun überall anzutreffen sind, in den Strassen der Stadt, in jedem Dorf, auf dem Weihnachtsmarkt natürlich auch und wer richtig hinsieht mag eines sehen, eines für sich erhaschen ...... Sternstunden erleben.